Petrejus berichtet vom Vorfall auf Depenau und fertigt seinen Bericht am 04. April 1707
LAS Abt. 65.1 Nr. 586, Preetz 4. April 1707
Auf aller- und gnädigsten Befehl Dero Königl. Majestät zu Dennemark,
Norwegen und Hochfürstl. Durchl. zu Schleswig-Holstein, als dieses Jahrs
regierende Herren, bin ich nachmittags des 31.Marty von hier abgereiset, um
wegen des zu Depenau dem Gerüchte nach entstandenen Streits und dabei
erschlagenen und blessierten Unterthanen summarische Nachricht einzuziehen.
Weilen nun in Kiel nichts Zuverlässiges erfahren mögen, bin meiner Instruction
gemäß in folgenden Tagen nach Preetz und Bornhoefft, auch nach Langerege ins
Bothkampische gefahren, da denn folgenden Summarische Definitiones aufgenommen.
Preetz, den 1ten April 1707
1)
Johann Timm, Voigt ambts Balbierer daselbst,
berichtet, wie er nebst Hrn.Bauch, auch Chyrurgo daselbst selben Tages, wie
dieses Unglück in dem Guthe Depenau passiert, von dem Besitzer deßselben Tit.:
Hr. Joachim Brockdorff erfordert worden, einige Blessierte zu verbinden. Sie
hatten daselbst in einem tiefen, schlimmen Keller, darin Wasser gestanden und
ein sehr übler Gestank gewesen, verschiedene eingesperrte Menschen gesehen, und
wie sie sich geweigert, an solchem Ort die Verbindung zu thun, habe endlich der
Hr. Obrister accordiret (zugestimmt), daß die Verwundete in einen anderen
Keller, der trocken und gut gewesen, heraußgebracht, woselbst er nebst
vorgedachten seinem Gefährten 5 Personen, die gefährlich blessiert gewesen,
verbunden hatte, hätten wohl vernommen, daß unter den anderen im Keller
liegenden noch einige auch Wunden hatten bekommen, wiewohl von geringerer
Gefahr, daß man den Balbierer verbinden dazu nicht nötig geachtet, weil der Hr.
Obrister einen Kerl auf dem Hofe habe, der sich mit dergleichen behelfen könne.
Sie hatten darnächst beyderseits dem Hrn.Obrister vorgestellt, wie die 5
Menschen, so sie verbunden, Lebensgefahr laufen müßten, falls sie aus dem Loch
nicht heraußgelassen wurden. Hätten sich auch erboten, in Preetz Quartier für
ihnen zu bestellen, daß sie ihrer besser pflegen, sie besuchen, verbinden und
alle sich etwa ereignende böse Zufälle abkehren könnten. Es hätte aber der Hr.
Obrister solches nicht consentieren (zustimmen) wollen, sondern hatte gesaget,
die Bauern müßten den Verband und die Cur selbst an den Balbierer bezahlen, er
gebe dafür nichts. Sie waren also deßselben Nachmittages - den Tag wüßte er
gewiß nicht - wieder nach Hause gefahren, und weilen es eine Meile Wegs, auch
der Weg sehr schlimm nach Depenau hinaus, hatten sie gewartet, ob ihnen ein
Wagen würde geschickt oder die Kranken eingesandt würden. Allein beydes sey
nicht geschehen, sondern hatte der Hr. Obrister ihnen heißen lassen, daß sie
einen anderen zu ihrer Cur angenommen hatten, welcher sonst ein Schuster seiner
Profession (von Beruf), aber bey einem Quacksalber oder Waldtmann gedient und
daselbst die Kunst gelernt haben soll. Und hätte der Hr. Obrister selbst
gesaget, daß noch 3 der Verwundeten, so damals, auf dem Platz liegen geblieben,
in dieses Mannes Hause unter dem Bothkampischen Gut lägen. Wüßte sonst nichts
Zuverlässiges von dem, wie dieser Streit sich erhoben oder was dabey
vorgegangen, zu sagen, denn der Hr. Obrister davon keine Meldung gethan, ohne
daß überm Tisch erwähnt worden, wie einer erschossen und daß derselbe dem Hr.
Obrister wohl eines angebracht hätte, wenn er ihm nicht zuvorgekommen. Doch
redeten viele Leute ganz anders davon. Befraget nach dem Wundzettel, antwortete
er mir, daß sie keinen gemacht hatten, weilen sie nicht wieder gefordert worden.
2)
Johann Hinrich Bauch kam auf mein Begehren auch hin und berichtete ein
gleichförmiges mit dem vorigen Balbierer, wüßte auf den Tag, an welchem sie
hinaus gewesen, nicht zu nennen, ohne daß es seiner Meinung nach deßselben
Tages, wie die Leute verwundet worden, gewesen sey. Contestirte (bezeugte)
sonst, daß weilen er die Holsteinische Sprache nicht allerdings wohl verstünde,
er auch nicht sagen könne, was eigentlich damals discurirt (verhandelt) worden.
Einen Wundzettel habe er auch nicht, denn sie damals genug mit der Verbindung
dieser 5 Personen zu thun gehabt. Er fügte hinzu, daß, wenn der Hr. Obrister die
Leute aus dem Bohrn (?) Keller hatte lassen, und dieselbe zu ihnen nach Preetz
in die Cur thun wollen, sie durch Gottes Gnade selbige alle beym Leben ehalten
wollen. Was nun geschehe, müßte man erwarten. Das Gefängnis war zu schlimm und
hatten die Patienten keine Wärme noch Pflege, wie denn derzeit der Hr.Obrister
ihnen nichts als Wasser und Brot zustehen wollen.
Bornhoeffet, d.1.April
Der Prediger daselbst , welchen ich in seinem Logiment (Wohnung) besuchete,
berichtete, daß das Guth Depenau mit sämtlichen Unterthanen bei seiner
anvertrauten Kirche eingepfarret. Es hätte schon lange Zeit eine böse Harmonie
zwischen der Obrigkeit und den Unterthanen zu verschiedenen Malen sich
hervorgethan, bis es endlich zu diesem Unglück, welches er sehr bedauerte,
ausgeschlagen wäre. Der Ursprung dieses Übels sey gewesen, daß der Hr.Obrister
denen Unterthanen von ihrem Lande nachgrade viel entzogen hätte, das sie nicht
mehr zu subsistiren (ausgleichen) zu können vermeinten. Die Hoftage hergegen
ihnen schwer gemacht. Er (der Pastor) hätte, soviel sein Amt erforderte, dawider
alle Vermahnung, Unterweisung so insgeheim als auch in der Kirche angewandt,
doch sey es ja leider so ausgeschlagen. Er hatte wegen vieler Amtsgeschäfte den
Obristen noch nicht sprechen können, hielte auch nicht sich befugt, ohne
speciellen Befehl von Königl.Majestät als seinem alleinigen Summo Episcopo
(höchsten Vorgesetzten) davon etwas zu erzählen. Doch hatten die Unterthanen oft
und vielfältig den Hrn. Obristen geflehet um des abgenommenen Landes restitution
(Rückgabe, Ersetzung) , auch hätte der Organist für die selbigen Suppliquen
(Bittgesuch) gemahnet, worinnen sie sich obligirt (festlegen), daß sie treu und
gehorsam seyen und bleiben wollten, wenn ihnen dieses nur widerfahren möge. Ich
ließ darauf den Organisten begrüßen, ob er nicht die Copias (Abschriften) von
solchen Suppliquen , wenn er sie noch hätte, communiciren (herzeigen) möchte,
der sich dann des folgenden Morgens guthwillig damit eyngefunden, und NB für
seyne Abschriften nichts verlangt hat.
3)
Der Wirth zu Bornhoefft, woselbst ich
übernachtet, namens Hinrich Stegelmann, Königl.Bauervoigt, erzählte es
solchergestalt von des Obristen Leuten gehöret zu haben - des Tages vorher, ehe
dieses Scharmüntzel angegangen, hätten die Wankendorfer dem Heuersmann, so der
Hr. Obrister auf das, denen Unterthanen zuletzt weggenommene Stück Landes
gesetztet, verboten, daß er solches Land nicht pflügen noch bearbeiten sollte -
wie er des anderen Tages zu thun wäre willens gewesen - sonsten sie ihn mit
Gewalt hindern und Pflug und Gerätschaft alles zerschlagen wollten. Dieses sey
dem Hrn. Obrister verkundschaftet worden, der denn mit allen seinen Leuten auf
dem Hof sich aufgemachet und des Morgens ganz frühe dem streitigen Lande zu
gezogen wäre, aber etwas davon ab auf- und heimlich gehalten hatte, damit er die
Unterthanen auf frischer That ertappen möchte. Allein es mußte den Unterthanen
kund geworden seyn, daß der Heuersmann dem Obristen hiervon Nachricht gegeben,
oder sie mußten sich auch anders bedacht haben. Denn sie des Morgens frühe bloß
nur dem Heuersmann gesaget, daß er doch nicht pflügen möchte, bis auf weiteren
Bescheid und also davon gegangen waren, ihre eigene Arbeit zu verrichten. Der
Hr. Obrister war eine Weile hernach an den streitigen Ort mit seinen bewaffneten
Leuten, derer 15 bis 16 gewesen, kommen, und als er niemanden der Unterthanen
daselbst vorgefunden, sondern das Passierte gehöret, war er voll Zorns geworden,
und hätte befohlen, wer reiten könnte, der solle reiten, damit sie diese
Bösewichter noch ertappten. Das sey auch geschehen, und habe er die Wankendorfer
bey ihren eigenen Zäunen und Knicke schon in voller Arbeit gefunden und also
dieselben gleich umzingelt. Da er denn selbst auf einen zugeritten und ihm
geboten, er solle flugs das Beil niederlegen und herauf zu ihm kommen. Dieser
hätte sich des geärgert und gesaget, er wolle lieber seyn Leben lassen, der
Obrister könnte nur zu schießen und thun, was er wollte. Darauf habe der
Obrister eine Pistohl auf ihn gelöset, ihm den linken Arm und die Seite
getroffen. Als aber die Bauern solches nicht geachtet, habe er ihn mit der
anderen Pistohle bey dem Auge reingeschossen, daß er liegen geblieben. Die
anderen solches sehend, hatten sofort alles niedergeworfen, von ihrer Arbeit
nachgelassen, und waren auf die Ebene hervor gekommen. Einer aber hätte durch
das Knick oder Zaun und Graben sich reterirt (zurückgezogen), dem sey der
Schütze mit dem Pferde nachgesprungen, und habe ihn geschossen in die Lende, daß
er zurück mit gemußt. Noch einer sey auch verwundet von dem Hrn. Obristen
selbst, doch wüßte er dieses nicht gewiß. Darauf habe der Hr. Obrister, welcher
selbst ....zende und alle zu Pferde gewesen, diese zusammengetriebenen
Unterthanen,an der Zahl 10, vor sich weg nach dem Hofe zugejaget, außer dem
einen, so er selbst zweimal geschossen, der auf dem Platze war liegen geblieben
und nachmals von den Seinigen nach der Langenrege zum Balbierer gebracht. Die
Stolper Bauernschaft - so auch dem Obristen zugehöret - sey, von dieser Action
benachrichtiget, dazu gekommen, als diese 10 gefangenermaßen für die Stolper
Feldmark vorüber getrieben. Wie der Hr. Obrister dieselben daherziehen gesehen,
habe er gehalten, seine Leute auch, und diese Gefangene ein Stück vorausgehen
lassen, indeß aber seine Pistohlen wieder geladen. Als die Stolper zu den
Wankendorfern gekommen, hatten diese gesaget, ihr sollt Dank haben, liebe
Brüder, daß ihr uns diesesmal helfen und beten wollt, daß wir nicht nach dem Hof
und in das Gefängnis müssen. Indeß war der Obrister mit seinen Leuten stark auf
die Unterthanen zugekommen, daß sie auf den Knien niedergefallen und ein
Vaterunser gebetet hatten, daß Gott sie beystehen wolle. Hätten darnächst sich
fest zusammen gehalten und wären auf den Obristen und seine Leute zugegangen.
Insonderheit hatte ein junger Knecht, der aller Warnung, daß er ihm vom Leibe
bleiben solle, ungeachtet sich angedrungen, so daß der Obrister genötiget,
denselben zu schießen, der denn gleich gestürzet und bald darnach gestorben.
Weilen nun die anderen ihr Gewehr oder Gerätschaft noch nicht niederwerfen
wollten, hatte zugleich die übrige Mannschaft auf sie Feuer geben müssen, wovon
etzliche getroffen, etzliche aber durch des Hr. Obristen Säbel hart verwundet,
doch bis dato keiner mehr gestorben war. Drey lägen davon auf der Langenrege im
Bothkampischen zur Cur. Fünf waren auf Depenau und alle, die dabey gewesen,
säßen daselbst auch gefangen, ohne 3 Knechte, welche der Hr. Obrister
er(ent)lassen.
Eodem des Abends spät
Erschien bey mir Hinrich Löhndorf aus
Wankendorf, sagete aus, wie das zu diesem Unglück, zu aller Mißverständnis und
was vorhin geschehen, die größte Ursache sey, daß der Hr. Obrister so gar hart
und unbarmherzig mit den Leuten umgehe. Ein ganzes Dorf Horst genannt, welches
nebst den beyden übrigen, Wankendorf und Stolpe zu Depenau Hofdienste thun
müssen, hatte er gar niedergeleget, die Unterthanen in den andern beyden Dörfern
untergestecket, dadurch diesen nicht nur an ihren Ländereyen Abgang geschaffen,
sondern auch die Hofdienste verschweret worden. Hierbey hätte ers nicht
gelassen, sondern bald den Stolpern ein Stück Landes, so sie und ihre Vorfahren
von jehero, ihrer leistenden Hofdienste halber, gebrauchet, bald den
Wankendorfern ein Stück genommen und Heuersleute darauf gesetztet. Vor etwa 3
oder 4 Jahren hatte er das Stück Landes, worum jetzo der Streit ist, denen
Wankendorfern abgenommen, eingraben (mit Knickwall und Graben als Grenze) lassen
und verheuret, weilen nun die Unterthanen dabey unmöglich subsistiren
(Lebensunterhalt) und Brot behalten können, hatten sie vielfältig den
Hrn.Obristen gefleht, auch schriftlich angehalten, daß ers ihnen restituiren
(wiedergeben) möchte. Weil es aber nicht geschehen, waren die Wankendorfer etwa
9 oder 10 Tage vor der unglücklichen Begebenheit hingegangen, hatten den Knick
und Graben eingerissen, dem Heuersmann aber zugeredet, daß er nicht wohl gethan
damit, daß er durch seyn Heuern hierzu Gelegenheit gegeben. Den 22ten Marty
hatten die sämtlichen Wankendorfer Hufner, weilen sie vernommen, daß der
Heuersmann dennoch pflügen wollte, ihm zugeredet, daß er es doch nicht thun
möchte. Sie hofften es bey dem Hrn. Obrister wieder zu erhalten, wo ers aber
thäte, wollten sie es ihm gewiß eschern (mit dem Spaten zerstören). Dieses sey
durch einen Schmied und Zimmermann dem Hrn.Obrister verraten, welcher des
Morgens in aller Frühe mit 16 Mann ausgeritten, und sich bey einem Heuersmann
Hans Cummerfeld (Vehrenrögen), so nächst bey dem questionirten (?) Lande wohnt,
heimlichgehalten. Es hatten aber die Wankendorfer sich eines anderen bedacht und
waren nicht hingekommen, dem Heuersmann zu wehren, sondern hatten nur gebeten,
einige Tage Abstand damit zu machen, und seyen damit ein jeder zu seiner Arbeit
und zwar ein groß Stück Weges von dem ques.tionirten Lande nach ihren eigenen
Äckern gegangen, daselbst zu graben und zu zäunen. Wie sie in der Arbeit und auf
nichts Böses gedacht, sey der Hr.Obrister mit all dem Volk ganz zerstreuet auf
sie losgekommen, haben sie alle umzingelt; er selbst aber sey auf Hanß Löndorf,
Deponentis (des Aussagenden) Bruder zugeritten, ihm mit gräßlicher Stimme
gebietend, er solle seine Axt niederlegen und von der Arbeit zu ihm kommen, mit
großer Drohung, wie er ihn tractiren (mit ihm umspringen) wollte. Hanß Löndorf
hätte geantwortet, lieber will ich mein Leben lassen, der Hr.Obrister schieß
mich man tot. Da dieser gleich mit grobem Hagel ihn in den linken Arm und Seite
geschossen; weilen er aber nicht gefallen, habe der Hr.Obrister flugs die andere
Pistole auf ihn gelöset, so ihn mit einer Kugel unter das rechte Auge getroffen,
daß er gestürzet. Die andern hätten so fast all ihr in Händen habendes
Gerätschaft niedergeworfen und waren heraus auf die Ebene getreten, da hätte der
Hr.Obrister einen Hinrich Horst mit dem Säbel gehauet, Aßmus Horst aber, so
nicht weit davon, wäre durch den Knick oder die Hecke geflogen, um sich zu
reteriren. Des Hrn.Obristen Schütze aber wäre ihm mit dem Pferde nachgesetzet,
hatte ihm in die linke Lende einen vollen Schuß gegeben, daß er gefallen und so
wieder durch den Knick zurück und eingeholet worden. Darauf wären die 10
Unterthanen - denn der erste Geschossene lag für tot - nach dem Hof ins
Gefängnis zu gehen, getrieben worden. Als sie vor dem Stolper Feld
solchergestalt hinübergetrieben, sind eben verschiedene Knechte aus dem Dorf
herausgegangen gekommen , um wie sie beordert, an den Bauten (?) zu Hofe und
sonst ihren Dienst zu thun. Diese hatten die Wankendorfer gesehen, auch zugleich
vernommen, was geschehen war, und wäre auch solches im Dorfe denen Hufnern kund
gemacht, welche denn, weilen es manche dabey heraufgekommen, um NB zu sehen, ob
sie diese Leute nicht vor dem häßlichen Gefängnis retten möchten. Als der
Hr.Obrister dieses wahrgenommen, wäre er mit allen seinen Leuten zurück
geblieben und hatte sein Gewehr wieder geladen. Die Stolper mit den
Wankendorfern dieses wahrnehmend, waren sämtlich auf die Knie gefallen und
hätten ein Vaterunser gebetet, worauf sie sich von dem Hofwege ab und nach
Stolpe zu reteriren gesuchet. Der Hr.Obrister aber hatte ihnen vorgebeuget und
die anderen zu Pferde hatten sie umschlossen, daß sie nicht weiter fortgekonnt.
Da wäre der Hr.Obrister auf den ihm am nächsten stehenden Clauß Löndorf, der
nichts als einen Äscher, womit er seine Hofdienste thun sollen, in der Hand
gehabt und ein Knecht gewesen, zugeritten und denselben auf den Kopf geschossen,
daß er gleich gestürzet und um das Hahnengeschrey nach Mitternacht gestorben
sey. Als dies geschehen, habe der Hr.Obrister gerufen, sie sollten all ihr
Gewehr oder Gerätschaft niederwerfen, so denn auch in continenti (zusammen) von
denen Stolpern geschehen - denn die 10 Wankendorfer hatten ohndem nichts in
Händen gehabt - zugleich hätte der Hr.Obrister auch commandiret und gerufen,
alle sollten schießen, schießt sie auf die Köpfe, schießt, schießt sie auf die
Köpfe und da sey getroffen aus Wankendorf:
1) Hinrich Horst, welcher bey der
ersten Action schon mit dem Säbel übern Kopf gehauen, durchs Knie, daß er
gefallen.
2) Hanß Dugge im Kopf
3) Hanß Lütje Johann, Vorsteher bey der Kirche
zu Bramstedt, beyde Hände zuschanden gehauen.
4) sein Sohn Hanß Lütje, ein
Knecht, in den Hals geschossen und gehauen.
5) Detlef Löndorf, der Arm
zuschanden geschossen und noch andere mehr waren blessiret, da er nicht gewisse
Nachricht von hätte. Es säßen sonst ihrer 19 in dem Keller auf Depenau. Diesen
habe ich darauf gefraget, ob er bey dieser Action selbst gewesen, oder ob ers
nur von Hörensagen redete. Da er dann geantwortet, er wäre nur ein halb Hufener
(Hinr.L.) und zu seinem Glück nicht zu Hause, noch dabey gewesen. Er habe aber
dieses ex audito (gehört) von denen, die dabey gewesen, und in specie
(besonders) von seinem Bruder, der bey der allerersten Action an seinem eigenen
Zaun geschossen und liegen geblieben wäre. Vordem wäre er nach dem Prediger
gegangen, weil er das Nachtmahl verlanget. Da wäre eben damals auch der Voigt
von Depenau gewesen, der unter anderem gesaget, er wüßte niemand und glaube es
niemand, wie es abends vorher auf dem Hofe zugegangen. Der Hr. Obrister hatte
unter anderem gesaget, Vogel, friß oder stirb, alles habe sich dazu resolviren
(beschließen) müssen, und würde dieses der Voigt nicht leugnen können, auch daß
nicht von einer gewissen fremden Frauensperson allen solchen Leuten was
eingegeben wäre, daß sie nichts achten sollten. Zuletzt meldete er, daß der
Obrister 3 von den Knechten aus dem carcer dimittirt (aus dem Gefängnis
entlassen)hatte. Wie dieser sich beurlaubte, fragte ich ihn. Ob (er) nicht
jemanden, so selbst mit dabey gewesen, könnte zu sprechen Gelegenheit haben, der
sich dann erböte, daß er gleich in der Nacht fortgehen und mit dem frühesten
Tage einige (?) herein hasten wollte.
Bornhoeft, den 2ten April morgens zwischen
5 und 6 Uhr. Otto Schnack, Hufener aus Stolpe erschien, führete wegen Ursprung
der Verbitterung zwischen Obrigkeit und Unterthanen, und daher entstanden dieses
Unglücks eben dieses an, was der vorhergehende Zeuge, und daß der Herr Obrister
denen Unterthanen im vorigen Jahre den ..benden zu Hoftagen wider alles
Herkommen, da sie noch ihr voll Land gehabt, aufgebürdet, auch darüber sie
gepfändet hatte, welche Pfände noch auf Depenau lägen. Er nehme den Hufenern
überdem 10, 12, 14 Fuder Heu weg, so sie noch von ihrem nachgelassenen Lande
bergen können, daß mancher Hufener kaum für zwei Kühe Futter behielte, wäre so
grausam hart, daß kein Unterthan in der Güte ein Wort sprechen und seine Not
klagen dürfte. Von dem Anfang dieser Sachen wüßte er nichts Gewisses, ohne was
er gehört habe, welches mit der nächst vorstehenden Aussage ziemlich (über-)
eintraf. Wie der Handel mit den Wankendorfern am 23ten Marty als am Mittwochen
des Morgens früh schon wäre vergangen gewest, hatte ein Knecht aus Wankendorf,
Hinrich Dugge, es denen Stolpern angesaget, daß jene alle gefangen nach dem Hof
gejaget würden. Die Jungen-Knechte aus Stolp waren kurz vorher schon weggegangen
gewesen, ihre Hofdienste zu verrichten, und hätten aber von der grausamen Action
nichts gewußt. Im Dorfe aber sey gesaget, daß einige der Alten - so nennen sie
die Hufener - auf dem (Kampf-) Platz geblieben, deswegen seyen die Hufener, auch
Deponens (Zeuge) selbst diesen armen Wankendorfern entgegen gegangen. Diese
hatten ihnen ihre Besorgnisse erzählet, auch wie Hans Löndorf auf dem Platz
geblieben, Asmus und Hinrich Horst verwundet, und daß der Hr.Obrister und seine
vielen Leute nicht weit zurück hielten. Weil sie nun miteinander den Tod vor
Augen gesehen, nachdrummalen der Hr.Obrister und die Schützen ihr Gewehr wieder
fertig gemachet, wären sie auf die Knie gefallen und hätten ein Vaterunser
gebetet, daß Gott sie retten, den Hrn.Obrister erweichen und das Unglück von
ihnen abwenden wolle. Wären darauf schlüssig geworden, sich dichte in einem
Klumpen zusammen nach Stolpe zu ziehen, so würde der Hr. Obrister auf Schuldige
und Unschuldige nicht zugleich Feuer geben lassen. Aber der Hr.Obrister, solches
sehend, wäre ihnen vorgebeuget, hätte die Pistole in der Hand gehabt und von
ferne gerufen, kommt ja man her. Darauf sey er ohne einige Wortsprechung
zugeritten und hatte den Knecht Claus Löndorf, der nichts als einen Äscher, da
er seine Hofdienste mit verrichten sollen, in der Hand gehabt, aber an der
Seite, da der Hr.Obrister angekommen, gestanden, auf den Kopf geschossen, daß er
zu Boden gestürzet und bald darauf gestorben wäre. Zugleich hatte auf Zurufen
des Hrn. Obrister alles Feuer gegeben. Wie das Schießen vorbey, hatte der
Hr.Obrister geboten, alles was sie in Händen gehabt, niederzuwerfen, welches die
Unterthanen sofort gethan, und der Voigt vom Hofe es aufgesammelt hatte. Darauf
wäre der Hr. Obrister mit seinem Säbel unter die Unterthanen geritten und hatte
grausamlich damit gewütet, so daß verwundet und hart blessirt worden.
1) Marks
Kummerfeld
2) Otto Ma(n)ßfeld
3) Clauß Lütje Hanß alle Knechte
4) Hanß Dugge
5)
Hanß Löndorf
6) Aßmuß Horst
7) Hinrich Lille
8) Hinrich Horst der Ältere
9) Hanß
Lütje Hanß und
10) Detlef Löhn
11) Marks Thäuen ( auch u.a.: Teyen, später:
Theden)
Sie hätten sich auf Zurufen des Jägermeisters Kalckreuter, so auch dabey
gewesen, aber über hin geschossen und nichts Böses gethan, auf die Erde
niedergeworfen. Da denn endlich des Hrn.Obristen Wut aufgehöret; doch waren sie
allegesamt, Gesunde und Blessirte, nach dem Hof zum Gefängnis gebracht, Deponens
(Zeuge) aber war durch ein sonderlich Geschick echapirt (ausgenommen).
Von dem
Gefängnis darinnen ihrer 18 auf Depenau liegen sollen, außer denen 3en, so auf
der Langenrege in der Cur liegen, saget er eben das, was vorhergehende
Deponenten.
Eodem Erschien Hinrich Tade (Tede), Knecht bey seinem Vater Marx
Tade aus Stolpe, deponirt, wie er am bemerkten Tage des 23.Marty morgens mit
anderen Knechten auf dem Wege gewesen nach dem Hof Depenau, die Hofdienste zu
verrichten, da sey ihnen Hinrich Dugge aus Wankendorf begegnet und habe erzählt,
wie die Wankendorfer alle hin geschleppet wurden nach dem Keller zu Depenau,
hätte aber nichts davon gesaget, daß unter dieselbe schon so hanthiret war, wie
sie hernach erfahren. Weilen nun die Wankendörfer eben angezogen kommen, hatten
Deponens und andere Knechte ihrer eingewartet; der Obrister mit seinen Leuten
aber sey ein Stück Weges zurück geblieben, als sie kaum von dieser Besorgnis
recht zu sprechen angefangen, seyen die Stolper Hufner auch aus dem Dorf hinzu
geeylet. Da denn die Wankendörfer gesaget, nun es ist uns lieb, daß ihr als
liebe Brüder uns noch diesmal erlösen wollet, aber was wills helfen, und hatten
sie erzählet, wie sie tractiret wären. Weilen sie nun gesehen, daß der
Hr.Obrister mit seinen Leuten das Gewehr wieder fertig machete, hätten sie
sämtlich resolviret nach Stolpe sich hinzuziehen, waren aber vorher auf die Knie
gefallen und hätten ein Vaterunser gebetet. Ich frug, was das denn hätte
bedeuten sollen, und warum sie Gott angerufen. Ille respondit (jener erwiderte)
, weil sie den Tod vor Augen gesehen, des Hr. Obrister grausame Härte ihnen
bekannt, und so ein armer Sünder und Mensch wie sie ja nirgends Zuflucht nehmen
können als zu Gott! Einige des Hrn.Obristen Leute, insonderheit die Schützen,
hättens wohl gehöret, was sie geredet und was ihr Anschlag gewesen. Sie waren
darauf in einem Haufen einige Schritt menirt (?) aber nur 100 nach Stolpe zu
gerückt, da der Hr. Obrister ihnen vorgeritten, und kein Wort gesprochen, als:
staht, staht (steht!), so er einige Mal wiederholt. Sie wären gleich platt
stehen geblieben und so er erschreckend gewesen, weilen er mit den Pistolen hin-
und hergezielet, daß sie kein Wort sprechen, noch zu .. was sich resolviren
können. Es sey aber der Hr.Obrister gleich zugeritten und habe Clauß Löndorf ,
der ihm am nächsten, von welchem doch der Hr.Obrister noch ein Stück Weges ab
gewesen, auf den Kopf geschossen, daß er flugs gestürzet und kein Wort mehr
gesprochen. Derselbe habe nichts gethan, sey auch mit Deponente und anderen
Knechten ausgegangen gewesen, ehe sie von der Action mit den Wankendörfern was
gewußt. Er meynet aber, daß er nächst dem Äscher auch eines Beil bey sich
gehabt. Doch hätte der Hr.Obrister ihm nicht befohlen, daß er ablegen oder ihm
vom Leibe bleiben solle. Wie dieser unglückliche Mensch so gefallen, habe der
Hr.Obrister mit erhobener Stimme gerufen, schießt, schießt, worauf auch alle
Feuer gegeben hatten. Als dieses geschehen und viele gefallen, habe der
Hr.Obrister befohlen, sie sollten ihr Gewehr oder Gerätschaft niederlegen, so
sie auch gleich gethan. Darauf sey er unter sie geritten und habe mit seinem
Säbel alles, was ihm nicht ausweichen können, verwundet, bis ihnen zugerufen
worden, daß sie sich auf die Erde niederwerfen sollten, so sie auch alle gethan,
da er denn endlich inne gehalten. Als aber Hanß Lütje , Kirchenvorsteher, der
bey dieser Action an der Hand und den Armen verwundet, seinen übel zugerichteten
Sohn, der auf der Erde lag, aufzuhelfen hingegangen, hatte der Hr.Obrister ihm
die andere Hand ganz zuschanden und schier abgehauen, daß er also ein elender
Krüppel bleiben mußte.
Aßmuß Thagen (Tegen = Theden), ein Hufener, dem der
totgeschossene Knecht zugehöret, hatte er grausamlich zerprügelt, weilen er zu
demselben zureden und trösten wollen; darauf sey das übrige alles gefangen nach
dem Hof gejaget, Deponent aber sey mit einigen Knechten echapiret (entlassen).
Hinrich Horst und Detlef Löhn hatten nicht fortkommen können, darum waren
dieselbigen auf den Pferden mit fort genommen. Außer den Toten seyen 13
beschädiget, worunter 5 aufm Hofe und 3 auf der Langen Rege. Der Hr.Obrister
wäre mit allen Heuersleuten, deren 4, seyen selbst 19 gewesen. Der Jägermeister
Kalckreuter, auch der Voigt vom Hofe, hatten niemanden blessirt, auch von den
Heuersleuten einige nichts Böses gethan. Es hätte der Voigt gesaget und würde es
nun mehr leugnen, daß es des Nachts vorher alles so übel angeleget, und denen
Leuten ganz was eingegeben worden, solche That desto dreister auszurichten.
Dabey der Hr.Obrister gesaget, es müßte heißen, Vogel friß oder stirb.
Sonst
haben alle diese Personen bekennet, wie sie vorhin auf dem Wege gewesen nach
Schleswig, der aller-und gnädigsten Herrschaft zu klagen, woran in Kiel
umgeredet mit dem Vorstellen, da sie Leibeigene, da der Edelmann mit thun könne,
was er wolle. So gebe auch der Obrister durch seine Leute-Voigte aus , er habe
vom Könige und Fürsten Freyheit, totschießen zu lassen was er wolle, denn es
waren seine eigenen Leute.
Eodem
Erschien auch:
1) Antje Lütje Hanß, weinete und
klagte bitterlich über das Gefängnis, da ihr verwundeter Mann in llege, der noch
ärger daran als sein Sohn wäre, welcher bey dem Balbierer auf der Langen Rege.
Sie würde weggestoßen und dürfte ihren Mann nicht einmal sprechen noch
Reinlichkeit thun, da er doch in seinem Unflath und stank, weilen beyde Hände
ihm ganz unbrauchbar gemachet, vergehen müßte.
2) Dorothea Duggen, zeigete ihres
Mannes Hut, darin so viele Löcher und Schräm ... von großen Hageln befindlich,
daß es kaum zu begreifen, wie er lebendig davon kommen mögen. Sie hätte mit
ihrem Mann 16 Jahre recht gethan, 6 Kinder gezeuget, und nun wäre er mit 29
Hageln im Gesichte und Halse verwundet, liege dennoch in der Langen Rege. Der
Heuersmann auf dem ... Lande (Duggen, Kulrade) habe dieses gethan, da er doch
ein Vater-Bruder-Sohn (Neffe) sey von ihrem Mann.
3) Lencke Horst, hätte
flehentlich gesuchet ihren Mann, weil er gefährlich blessirt nach dem Balbierer
bringen zu mögen, habe aber nichts erhalten (keine Nachricht), dergleichen
klagten auch andere mehr, und daß nichts desto weniger sie bey solchem Zustande
zu Abwendung Prügeln und Schläge der täglichen Hofdienste bestellen und die
Leute anschaffen müssen, bekräftigte auch dasjenige, was die vorhergehenden
Zeugen gesaget von dem Animiren und Eingeben, so durch eine fremde und kluge
Frau an des Hrn. Obristen Leute geschehen sein soll. Überdem geben sie mit
großer Wehmut an, daß vor des Hrn.Obristers Augen sie alle fast nicht kommen
dürfen, indem er sie in Verdacht hätte, daß sie alle Hexen wären und sich
bereden lassen, daß, wann ihm eine Kuh oder ander Vieh umfiele, seine
Unterthanen ihm es tot hexeten, wie er sie denn alle Zeit für Hexen ausschölte.
Die ihn dazu verreizte, und absonderlich die fremde Person den Hrn.Obristen
neulich dahin beredet, daß er einer lebendigen Kuh den Kopf und Hals abgehauen
und selbiges oben auf dem Kuhhaus agenagelt, herausgesetzet. Weil aber dieses
hieher sich nicht eben reimte, habe davon weiter nichts hören wollen. Jedennoch,
die beiden vorherstehenden Mannspersonen darnach gefraget, die es geaffirmiret
(bejaht) und dabey geklaget, daß dieser Wahn, so dem Hrn.Obrister möchte
beygebracht seyn, auch nicht wenig contribuirte (beitrüge) zu der Verbitterung
gegen die Unterthanen.
Wie dieses etwa um 8 oder halb 9 Uhr morgens geendiget,
bin ich sofort ins Bothkampische nach der Langen Rege, woselbst die 3
Verwundeten bey dem Schuster-Balbierer liegen, hingefahren, da denn derselbe
alle Leute heraus gehen hieß und mir Gelegenheit gegeben, mit ihnen allein zu
sprechen.
1) Denn den in der linken Seite und Arm, auch am Kopf geschossenen
Hanß Löndorf habe ich gefraget, wie es doch mit der Action hergegangen, welcher
mit schwacher Stimme im Bette liegend mir geantwortet: Dieses Unglück und alle
vorige Mißverständnis rühren her von dem Lande ... (Heuerstelle Kulrade), so
zuletzt von Wankendörfern genommen, das hätten sie etwa vor 8 oder 10 Tagen für
die Action die Befriedigung schlecht gemacht, auch den Tag vorher dem Heuersmann
verboten, nicht zu pflügen. Am 23.Marty dieses Unglück geschehen, wären er und
die anderen an der Zahl 11 auf ihrem Lande gewesen, um, weil ihr es behaut, mit
Zaun und Graben solches zu befriedigen. Unversehens waren sie von dem
Hr.Obrister und seinen Leuten umzingelt und wäre der Obrister auf ihn
zugeritten, mit gräßlicher Stimme, die Pistole in der Hand haltend, gebietend,
das Beil, womit er die Zaunstaken zugespitzet, niederzulegen und herauszugehen.
Er sey darüber erschrocken, hätte nichts zu antworten gewußt als lieber wolle er
hier sterben, und könnte der Obrister ihn nur totschießen, wo er recht dazu
hätte, er hätte ja nichts gethan. Kaum sey es ausgeredet, habe ihn der Obrister
mit der einen Pistol den Arm und die linke Seite zunichte geschossen, darauf mit
der anderen Pistole aus Auge durch einen Schram-Schuß (Streifschuß?) Fleisch und
Knochen weggenommen, davon er gestürzt sey und nicht wisse, was weiter
vorgegangen, Gott wäre sein Zeuge, daß ihm derzeit niemals in Sinn gekommen,
sich dem Obristen zu opponiren, der 17,18 Mann stark gewesen, und ihrer, der
Wankendörfer, nur in allem 11. Zudem wäre ein jeder an seinem Ort bey seiner
Arbeit und nicht einmal zusammen gewesen.
2) Hanß Dugge aus Stolpe saget, wie er
von der ersten Action nichts wisse, aber mit den anderen Stolper Hufnern sey er
hingekommen, da er den fast mit eben denselben Worten, soviel ich behalten -
denn ich keinen Tisch noch Platz daselbst gehabt, daß was aufschreiben können -
der vorhergehenden Deponenten Otto Schnack und Hinrich Tade (Tede) Aussage
bestätiget und hoch contestirt (übereinstimmend), daß sie immer derzeit im
Willen gehabt, sich gegen den Obristen und seine Leute, welche sie so mächtig
und mit Gewehr gesehen, zu opponiren, hätten auch alles gethan, was er ihnen nur
befehlieget, und zu dem erschossenen Mensch hatte der Hr. Obrister wahrhaftig
kein Wort geredet, derselbe hatte auch keine Miene gemachet, sondern sie hätten
sich alle nur nach Stolpe reteriren wollen, darum hatten sie auch das Vaterunser
gebetet.
3) Des Lütje Hanß, Kirchenvorstehers Sohn, der auch bey der ersten
Action nicht gewesen, sondern mit den Stolper Knechten zu Hofdienste gehen
wollen, dabey auch ihn das Unglück hart getroffen, conformate (stimmte überein)
sich in seiner kurzen Aussage gleichfalls der obigen beyden Depositionen.
Insonderheit beteuernd, daß der erschossene Mensch nichts mehr als er und andere
gethan, ihm kein Wort vom Obristen a'part zugeredet, er auch keine Miene gegen
denselben gemachet, als wenn er ihm zuleibe gewollt.
Nach eingenommenem solchem
Bericht habe ich mit dem Schuster-Balbierer geredet und vernommen, daß er
glücklich und bey diesen Kranken schon was sonderliches prästiret, und daß er
mehr durch Gottes Gnade sie alle mit dem Leben davon zu helfen, beklagte aber
herzlich die Gefangenen auf Depenau mit dem Beyfügen, wie ers den Obrister hatte
remonstriret (auseinander gesetzt), daß die Leute in solcher Kälte und bey so
schlechter Wartung , wo Gott nicht sonderlich hülfe, crepiren müssen. Aber es
war bey ihm nichts zu erreichen. Worauf ich denn von dannen auf Kiel und von da
nach Schleswig des Morgens um 5 Uhr am 3. April revertiret (Rückfahrt
angetreten).
Ausgefertigt den 4.April 1707, Hatto Petrejus
Unterthänigste An
Zeige nebst angehengter außführlicher Facti Specie. Von der auf Depenau wider
die Unterthanen von dero Herrn, dem Obristen Jachim von Brockdorff vorgenommenen
Gewaltthätigkeit, dabey vergossenen unschuldigen Bluths und Blessirten
verschiedenen Unterthanen.
Auf gnädigsten Specialen Befehl
Aus den Summarischen
Depositionen verfaßet.
von: Hattone Petrejo Hochfürstlichen Ober-Sachwalter
Schleswig, den 23. Mai 1707
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